So schön es auf Fuerteventura ist und so sehr ich die Insel liebe, manchmal zieht es einen doch noch mehr hinaus in die große Welt zu neuen Abenteuern und Erlebnissen. Der passende Begleiter wurde schnell in einem guten Kumpel aus München gefunden, der auch mal wieder anderes Gewässer als den kalten Eisbach surfen wollte. Nach einigem hin & her überlegen haben wir uns für die Philippinen als Reiseziel entschieden.
Eigentlich wollten wir erst nach Indonesien, aber die Philippinen konnten mit günstigen Nebenkosten, leeren Line Ups und netten Locals punkten, denn das Letzte, was man im Urlaub haben möchte ist Stress beim Surfen. Nachdem wir uns lange durch Foren und Forecasts gekämpft hatten, beschlossen wir erst nach San Juan in Luzon im Norden der Philippinen zu fahren, da dieser Ort als “Surfhauptstadt” der Philippinen gilt.
Da wir keine Boards mitnehmen konnten bzw. wollten (45€ pro Kilo mit Air China- Wucher) hofften wir dort Boards kaufen zu können. Nach einer Nacht in der Hauptstadt Manila, die sich übrigens als riesengroß, unübersichtlich und einschüchternd entpuppte, wählten wir den „komfortablen“ Busshuttle nach San Juan, der Preis war ca. 8 € für 8 Stunden Fahrt. Schon beim Warten am Busbahnhof wurde klar, dass wir die einzigen Europäer auf der Reise sein würden, aber die anfänglichen Zweifel wurden schnell durch nette Filipinos und gute Gespräche ausgelöscht.
In San Juan angekommen erwartete uns am nächsten Morgen erstmal eine große Überraschung: Alle waren Longboarder und zu mieten bzw. zu kaufen gab es auch nur Longboards. Damit hatten wir absolut nicht gerechnet. Nach langer Suche und dem Bemühen einiger Locals konnten wir dann doch ein ehrlich gesagt uraltes Shortboard für ca. 130 € mit Boardbag erstehen und ich habe in einer verstaubten Ecke ein 6´10´´ NSP gefunden. Zwar nicht ideal, dafür aber stabil… ;) In San Juan verbrachten wir dann 4 schöne Tage über Sylvester und surften täglich den bekannten Mona Liza Point und verschiedene andere Spots wie Carrile. Da wir von den Locals erfahren hatten, dass es weiter im Norden, rund um die Insel Badoc, weltklasse Wellen geben sollte, zog es uns dann gen Norden.
Unsere Anlauftstelle sollte ein Surf-Resort sein, welches wir im Internet gefunden hatten. Nach langer Suche- komischerweise wusste niemand der Einheimischen, dass man auf Badoc surfen kann- fanden wir unser Resort-seit 14 Jahren geschlossen. Nach dieser Enttäuschung und einem Blick in den Forecast entschieden wir so schnell wie möglich auf die Insel Siargao im Süden der Philippinen zu fliegen. Im Endeffekt mussten wir 14 Stunden Bus fahren, 2x fliegen und drei Stunden Fähre fahren, um endlich anzukommen, aber es hat sich mehr als gelohnt.
Siargao & Cloud 9, der Himmel der Surfer
Siargao- das kleine Paradies in Nord Mindanao im Süden der Philippinen überraschte uns mit unzähligen Spots jeder Größe und Beschaffenheit sowie leeren Line-Ups und freundlichen Locals- Traumhaft. Ebenfalls hatte ich das Glück, ein top geshaptes 6´10´´ Board für die nächsten 16 Tage mein Eigen nennen zu dürfen. Unruhig vor Vorfreude haben wir die erste Nacht im schönen 101 Resort verbracht (wirklich empfehlenswert, Zimmer ca. 15€ pro Nacht) und sind dann schon im Morgengrauen rausgepaddelt, was wir dann die nächsten Tage immer so beibehielten- 6 Uhr aufstehen-surfen-essen-surfen-spätestens 9 Uhr schlafen, besser geht’s nicht… ;) .
Der bekannteste Spot der Insel Siargao ist die legendäre Welle Cloud 9, an der Billabong jährlich im September einen internationalen Contest austrägt. Cloud 9 (auf Deutsch: Wolke 7), übrigens benannt nach einem Schokoriegel, zeichnet sich dadurch aus, dass sie bei perfekten Bedingungen eine ca. 2,5m Barrel bildet, die in ca. 50 cm tiefen Wasser über einem netten Lavariff bricht. Mordsgefährlich aber wunderschön, aber ihr wisst ja, dass Surfer alle ein bisschen adrenalinsüchtig sind… ;) Leider ist die Saison von September bis November, von daher konnten wir sie nie in ihrer Perfektion bewundern, aber an einigen Tagen war die Welle durchaus surfbar. Andere schöne Spots waren Salvation, direkt hinter einer kleinen Insel gelegen, Daku Island, Stimpy´s, Rock Island (böse), das Pansukian Reef mitten im Ozean und G1-klein aber fein (das war dann so eher mein Spot… ;) . Insgesamt kann man sagen, dass wirklich alle Könnenstufen auf ihre Kosten kommen, nur für Surf-Einsteiger ist die Insel nicht geeignet, da es keinen Beach-Break gibt und Riff ist am Anfang doch noch etwas zu gefährlich.
Der Guide, der uns unser Surfabenteuer ermöglicht hat, war Carlito Nogalo, der, wie sich im Nachhinein rausgestellt hat, einer der besten Surfer der Insel ist. Carlito, der von Billabong gesponsort wird und dieses Jahr den 2. Platz im Cloud 9 Contest belegt hat, haben wir durch eine Reifenpanne mit unserem Motorrad kennengelernt.
Er hat uns mitten im Urwald aufgesammelt und uns so vor dem sicheren verhungern gerettet. Ab diesem Tag waren wir täglich mit unserem Retter in der Not und seinem Boot Carly, benannt nach seinem Sohn, unterwegs und haben mit ihm und seinen 17 Ziehkindern (er bringt seinem Dorf das Surfen bei) die besten Wellen der Insel gesurft.
Achja- Wassertemperatur 29 Grad und wenn es nicht geregnet hat, gefühlte 40 Grad in der Sonne- ist das nicht ein Urlaubsargument? Wir haben auf jeden Fall eine unglaubliche Zeit auf den Philippinen mit ihren tollen Spots und wunderbaren Menschen verbracht und ich kann dieses Reiseziel aus ganzem Herzen weiterempfehlen- aber nur, wenn ihr vorher auf Fuerteventura bei FreshSurf die wichtigsten Basics geübt habt… ;)
Wir sehen uns auf Fuerte!
Post by Maria