küste von madeira

Als Surfer lieben wir unsere Wellen. Und wir sehen sie oft für selbstverständlich an. Die Vergänglichkeit einer Welle ist den meisten überhaupt nicht bewusst, bis sie dann nicht mehr da ist. Mittlerweile ist es leider so, dass der Mensch selber der größte Feind der Wellen ist. Viele Surfspots liegen ja an wunderschönen Stränden und diese und ihre Umgebung sind natürlich auch oft für den Tourismus interessant. Bei solch großen Bauprojekten sind schwerwiegende Eingriffe in die Natur notwendig, um die nötige Infrastruktur bereitstellen zu können. Durch den Bau von Hafenmauern, Molen und Promenaden soll das Ortsbild verschönert, Geschäftsflächen geschaffen und somit der Tourismus angekurbelt werden. Durch die Eingriffe an den Uferläufen und am Meeresboden wird aber auch immer der Verlauf von Wellen beeinflusst und im worst case eben auch zerstört. 

Die folgenden Beispiele zeigen, wie sensibel die Natur auf solche baulichen Eingriffe reagiert und wie schnell ein Surfspot sich dadurch verändert oder sogar verloren gehen kann. 

Jardim do Mar, Madeira

Eines der besten Negativbeispiele dafür ist Jardim do Mar auf der Insel Madeira. Madeira war lange ein schroffes Juwel in Atlantik. Dünn besiedelt und mit schlechter Infrastruktur verirrten sich nur wenige Abenteurer auf die Insel. Um ca. 2000 wurde langsam das Potential von Jardim do Mar als Big Wave Spot entdeckt und mehr und mehr Surfer tauchten auf der Insel auf. Für die Einheimischen tat sich mit dem Tourismus eine ganz neue lukrative Einnahmequelle auf und so fanden die Entwicklungen bei den Einheimischen Anklang. Um den Ort noch attraktiver zu machen, wurde eine Promenade gebaut, für die zuerst ein Uferdamm installiert wurde. Genau dieser Uferdamm war es, der dem schönsten rechten Big Wave Point Break Europas ein Ende setzte. Nun läuft die Welle nur noch zu einer sehr bestimmten Zeit, nämlich eine Stunde bei Ebbe bei kleinerem Swell und auch nur noch halb so lang wie vorher. Einheimische Surfer sind sich einig, dass die Regierung für das Verschwinden von der Welle von Jardim verantwortlich ist. Mittlerweile sehen auch einstige Unterstützer des Großprojekts den Eingriff kritisch und ihnen wurde bewusst, dass durch das Verschwinden der Welle auch viele Surftouristen nicht mehr kommen.

10 Jahre später lief auch Jardim’s kleiner Bruder, Paul do Mar Gefahr unter ähnlichen Umständen zu verschwinden. Auch hier sollte eine 500 Meter lange Ufermauer gebaut werden, die laut Vertretern von Save the Wave, höchst wahrscheinlich die Endsection der Welle zerstört hätte. Außerdem wisse man überhaupt nicht, welche Zerstörung die Welle bei den ersten großen Winterswells an der Promenade anrichten könnte. Auch beim Surf Film Fest in Portugal war die Rettung von Paul do Mar mit diesem Videoclip ein Thema.

Mundaka, Spanien

Auch eine von Europas berüchtigtsten Wellen ist, auf Grund von einem Baggerprojekt im Fluss scon kurzzeitig verschwunden. Mundaka, im Norden Spaniens gilt als eine der besten Big Wave Wellen in Europa und zieht, wenn es groß wird, Pros aus aller Welt an. Im Jahr 2004 tauchte die Welle nach einigen Bauarbeiten an der Flussmündung nicht zum erwarteten Zeitpunkt auf. Es dauerte einige Jahre bis die Welle langsam wieder in Schwung kam und sich der Sanduntergrund sich wieder so aufbaute, dass sich die berühmten Barrels von Mundaka wieder formten.

Im Jahr 2015 drohte sich die Situation zu wiederholen, als die Regierung nochmals Baggerungen am Flussbett vornehmen wollte, diesmal mit den Plan den Sand an einem nahe gelegenen Sandstrand aufzuschütten, um diesen für Touristen im Sommer zu vergrößern. Die einheimischen Surfer konnten den Eingriff zum größten Teil verhindern, indem sie die Regierung auf die Einnahmen, die Surftouristen in die Region bringen, hinwiesen.

Bruce’s Beauties, Südafrika

Eines der wohl bekanntesten Beispiele für die Zerstörung von traumhaften Wellen ist die durch „The Endless Summer“ bekannt gewordene Welle am Cape St. Francis in Südafrika. Erstmals entdeckt wurde die Welle in den 1960er Jahren, als Regisseur Bruce Brown dem endlosen Sommer hinterher jagte und an der Küste Südafrika die perfekten Barrels vorfand. So wurde die Welle unter Insidern „Bruce’s Beauties“ genannt.

Die einst in der Dokumentation gezeigte weite Dünenlandschaft gibt es schon lange nicht mehr. Durch starke Bebauung des Küstenabschnittes und die daraus resultierende Veränderung der Dünen ist Bruce’s Beauties weit von der perfekten Welle entfernt, die damals in The Endless Summer gezeigt wurde und von der viele Surfer weltweit seither träumen.

Pererenan Beach, Bali

Seit Anfang 2018 ist auch eine Welle in Bali von der Auslöschung bedroht. Eine langgezogene Promenade sollten die Strände Echo Beach und Pererenan Beach, die bisher durch einen Flusslauf getrennt waren, miteinander verbinden. Die Welle, die direkt vor Echo Beach bricht, gilt als besonders beliebt. Trotz großer Proteste sowohl von Einheimischen als auch aus der Surferszene, wurde das Projekt durchgezogen und im Januar 2019 auch offiziell eröffnet. Auf die Warnungen, dass auch durch den Verlust der Welle am Echo Beach viele Touristen und Einkommen verloren gehen, wurde nicht von den verantwortlichen Baubehörden nicht eingegangen. Neben dem Fußweg als Verbindung der beiden Strände, gibt es auf der Promenade auch viele neue Shops und Restaurants.

 

Wie alle oben genannten Beispiele zeigen, hat leider meistens der Mensch selber seine Finger im Spiel, wenn Wellen zerstört werden. Oft geht es dabei um die Erschließung von unberührter Natur in der Hoffnung mehr Profit zu machen. Dabei wird ignoriert, dass eine Welle auch Touristen, nämlich Surftouristen anzieht, die auch Geld in eine Region bringen und dass diese Einnahmequelle mit dem Verschwinden der Welle dann wegfällt. Gott sei Dank gibt es Organisationen, wie Save the Wave, die local Surfer dabei unterstützt, Aufmerksamkeit für ihre Sache zu bekommen und sich somit gegen Baummaßnahmen zu wehren. Auf ihrer Website savethewaves.org erfährt ihr mehr über Projekte, die an denen sie gerade arbeiten und was du tun kannst, um dich für den Schutz von Wellen einzusetzen.