Das-erste-Mal-Surfen

Photo credit: Pablo Prieto – Surfer: Tobias Stark – Location: Piedra Playa, El Cotillo

Als Kind hätte ich das wahrscheinlich niemals in Worte fassen können, aber jetzt verstehe ich, was meine Phantasie an jenem Tag gefangen hielt, als ich mit geradezu kindlicher Neugier das erste Mal Surfer sah.

Wie seltsam war es, diese Männer und Frauen zu sehen, die etwas so Schönes und Elegantes taten. Surfer, die mit ihren Brettern unendlich erscheinende Hügel aus Glas entlangflitzten – nur so zum Vergnügen. Diese Anmut, aber auch eine Art Nervenkitzel, den sie versprühten, war etwas Einzigartiges und etwas, dass ich noch nie so gesehen hatte. Was musste das nur für ein Gefühl sein, in was für einem Rausch musste sich ein Körper befinden, wenn er eine Welle entlangsurft und so schnell wird, dass der Wind einem in den Ohren singt.

Es dauerte noch ein paar Jahre, bis ich dieses Gefühl zum ersten Mal erleben sollte. Bis zu jenem besagten Tag hatte ich keine Ahnung, was Endorphine waren, aber ich lernte sie kennen und wurde „süchtig“ nach diesem Gefühl – wie nach einer Droge. Vom ersten Tag an war ich „gestoked“ und das Surfen hatte mich am Haken. Bisher hatte ich zwar nur zugesehen, aber jetzt musste ich endlich selbst da raus. Jeden Tag aufs Neue, Woche um Woche fand ich mich also immer wieder am Strand ein, wackelte mit diesem riesen-großen Surfbrett in den  shore break und versuchte mein Glück. Die meiste Zeit lies ich mich also von den Wellen verprügeln und meine Erfolge sowie Fortschritte waren eher winzig. Jedoch hatte ich immer ein Lächlen auf dem Gesicht – von einem Ohr zum anderen.

Es ging für mich nur darum diese kurzen Augenblicke zu genießen, in denen ich ein ums andere Mal aufstand und direkt wieder runterfiel. Da war es wieder, dieses ganz bestimmte Gefühl, welches man nur beim Surfen erlebt. Es strömt durch einen hindurch und man fühlt sich unglaublich lebendig.

Dieses Gefühl aufzugeben bin ich seither nicht mehr bereit gewesen. Ich plante Urlaube ums Wellenreiten und richtete irgendwann mein Leben darauf aus am Meer wohnen zu können.

Jedes Mal, wenn ich wieder eine Welle gesurft bin, diese langsam ausläuft und mich schaukelnd im flacheren Wasser zurücklässt, erinnere ich mich wieder daran, warum ich hier lebe. Diese lauten Schläge in meiner Brust, die huschende Aufregung in meinem Magen! Einfach den Moment leben und auskosten! Manchmal verweile ich dann für einen Moment, bevor ich wieder hinter den anderen herpaddel und erfreue mich an dieser einen Welle und daran, was sie in mir auslöst.