
Bei den Olympischen Spielen der Neuzeit trifft sich seit 1896 alle vier Jahre die „Jugend der Welt“ um sich in sportlichen Wettbewerben zu messen und zur Völkerverständigung beizutragen.
Die olympischen Spiele wachsen seitdem stetig in ihrem Umfang. Inzwischen sind fast alle Länder bei den olympischen Spielen vertreten, auch wenn sich die Mannschaftsgrößen von Land zu Land stark unterscheiden können. Als eine der jüngsten Sportarten ist auch Surfen bei Olympia dabei!
Surfen bei Olympia – Inhaltsverzeichnis

Surfen bei Olympia – eine der jüngsten Sportarten!
Seit vielen Jahren haben sich bekannte Surfer dafür eingesetzt, dass Surfen mit in den olympischen Wettkampfkatalog aufgenommen wird. So hatte sich bereits vor über 100 Jahren Duke Kahanamoku, dreimaliger Olympiasieger im Freistilschwimmen, dafür eingesetzt, dass Surfen olympischer Sport wird.
Bei den Olympischen Sommerspielen in Tokio 2020 (2021) feierte das Surfen schließlich seine Premiere als olympische Sportart.
Die ersten Olympiasieger im Surfen wurden Carissa Moore aus den USA und Italo Ferreira aus Brasilien.
Bisher treten Surfer bei den olympischen Spielen mit Shortboards an. Nach diesen olympischen Spielen soll evaluiert werden, ob auch das Longboard-Surfen als weiteres Event bei den Surfwettbewerben aufgenommen wird. Eine diesbezügliche Entscheidung wird im Dezember 2024 erwartet. Möglicherweise können also bereits bei den nächsten olympischen Sommerspielen 2028 in Los Angeles auch die Longboard-Surfer antreten.

Im Sommer 2024 finden die Olympischen Sommerspiele in Paris statt.
Die Surfwettbewerbe werden allerdings nicht in der französischen Hauptstadt, sondern 15 000 km entfernt in Teahupo’o auf Tahiti in Französisch-Polynesien stattfinden.
Laut den Organisatoren der Wettbewerbe ist dies anreisetechnisch sogar der nachhaltigste Austragungsort, da ein Großteil der olympischen Surfer:innen aus Ozeanien & Nordamerika anreisen wird. Tahiti ist somit für viele näher und besser zu erreichen als Frankreich.
Die Welle, die vor Teahupo’o bricht, ist eine der bekanntesten Wellen der Welt, wird aber auch als eine der gefährlichsten und schwierigsten Wellen der Welt bezeichnet, da sie direkt über einem Riff bricht. An manchen Stellen liegt das Korallenriff nur 50 Zentimeter unter der Wasseroberfläche!
Insgesamt 24 Surfer und 24 Surferinnen werden in Teahupo’o um die begehrten Medaillenplätze kämpfen. Die Surfwettbewerbe auf Tahiti werden an insgesamt 4 Tagen stattfinden. Da Surfen immer von Wellen- und Wetterbedingungen abhängt gibt es für die Wettbewerbe ein Zeitfenster vom 27. Juli bis zum 8. August. Während dieser Zeit entscheiden die Organisatoren von Tag zu Tag, ob ein Wettkampftag gestartet wird oder nicht.

Surfen bei Olympia – Gefährdung fürs Riff?
Die Welle in Teahupo’o ist für Profi-Surfer und ihre Fans keine Unbekannte. Es finden dort bereist regelmäßig Wettbewerbe statt und auch die World Surf League (WSL) legt auch ihre Champion Ship Tour dort einen Stopp ein.
Während die Wertungsrichter bei den bisherigen Wettbewerben die Wellenritte von einem Holzturm aus beobachteten, reicht dieser aus Platz- und Sicherheitsgründen für die Olympischen Spiele nicht mehr aus. Ein neuer Metallturm soll gebaut werden, der ca. 40 Personen & den Kameras für die Fernsehübertragung Platz bieten soll. Zudem sollen in dem mehrstöckigen Gebäude Toiletten und eine Klimaanlage installiert werden.
Gegen den Bau regt sich unter der lokalen Bevölkerung und auch bei vielen professionellen Surfen Widerstand, da befürchtet wird, dass durch die Bauarbeiten und die neuen Fundamente für den olympischen Aluminiumturm unwiederbringlicher Schaden an dem Korallenriff entsteht. Bei einer Testfahrt des Lastkahns, der für die Bauarbeiten genutzt werden sollte, wurden diese Befürchtungen bestätigt: das Schiff, das zu diesem Zeitpunkt nicht beladen war, blieb im flachen Wasser stecken und beschädigte die Korallen.
Die Bauarbeiten wurden daraufhin kurz unterbrochen, jedoch hält das olympische Komitee an den Plänen für den neuen Richterturm fest. Der Turm soll nun kleiner werden als ursprünglich geplant und aus leichteren Materialien errichtet werden. Auch weitere geplante Bauarbeiten in Teahupo’o wie die Errichtung einer Fußgängerbrücke, einer Aussichtsplattform, der Renovierung von Hotels und der Bau eines olympischen Dorfes wurden gestoppt.

Die Athletinnen und Athleten, ihre Coaches und das Olympische Team werden während der Wettkämpfe nun auf einem Kreuzfahrtschiff untergebracht, welches in der Bucht geparkt werden soll. Auf diese Weise sollen die Surfwettbewerbe in Teahupo’o keine weiteren Folgen hinterlassen.
Surfen bei Olympia – Wie funktioniert die Qualifikation?
Die Qualifikation für die Olympischen Spiele erfolgt über eine Quotenregelung für die Nationalen Olympischen Komitees und die Platzierung bei bestimmten Surfwettbewerben der WSL und der International Surfing Association (ISA).

Quotenplätze für die Nationalen Olympischen Komitees
Dem Gastgeberland werden somit automatisch 2 Quotenplätze zugeschrieben, für den Fall, dass sich die (in diesem Fall französischen Surfer) nicht über die Teilnahme an Wettbewerben für die Qlympischen Surfwettbewerbe qualifizieren. Wenn sich die französischen Surfer:innen regulär über die Surfwettbewerbe der WSL oder ISA qualifizieren, werden diese Quotenplätze an die nächsten berechtigen Surfer:innen der ISA World Surfing Games vergeben.
Jedes Nationale olympische Komitee kann max. 2 Surfer und 2 Surferinnen für die Olympischen Spiele qualifizieren. In bestimmten Fällen kann diese Zahl auf 3 pro Geschlecht steigen.

Platzierung in offiziellen Wettbewerben
Die 10 besten Surfer und die 8 besten Surferinnen der Championship Tour der WSL haben einen Anspruch auf die Teilnahme an den Olympischen Spielen. Wenn jedoch ein Land bereits seine 2 Quotenplätze erfüllt hat, rücken die nächst bestplatzierten Surfer oder Surferinnen aus anderen Ländern nach, deren Quotenplätze noch nicht besetzt sind.
Die besten Surfer und Surferinnen jedes Kontinents (außer Amerika) bei den ISA World Surfing Game 2023 erhalten die Qualifikation für die Olympischen Spielen.
Bei den Panamerikanischen Spielen 2023 erhielen die bestplatzierten Surfer und Surferinnen einen Platz bei den Olympischen Spielen.
Und schließlich qualifizierten sich noch die 5 besten Athleten und die 7 besten Athletinnen bei den ISA World Surfing Games 2024 für die Olympischen Spiele.

Zusätzlich erhält das Team, welches bei den ISA World Surfing Games 2024 den ersten Platz belegt hat, konnte seinem jeweiligen Nationalen Olympischen Komitee einen Platz zuweisen. Auf diese Weise geht Brasilien in diesem Jahr mit 3 Surfern und 3 Surferinnen ins Rennen um die Olympischen Medaillen.
Darüber hinaus vergibt das Internationale Olympische Komitee eine Wildcard: Alle Nationalen Komitees, die daran interessiert sind, einen Surfer oder eine Surferin zu den Olympischen Spielen zu entsenden, können sich darauf bewerben. Eine Dreierkommission des IOCs wird schließlich entscheiden, wer diesen Platz bekommt. Die Voraussetzung für das Erhalten der Wildcard ist jedoch eine Platzierung unter den Top 50 bei den ISA World Surfing Games 20023 oder 2024.
Surfen bei Olympia – Wie wird bewertet?
Surfen ist neben dem Skateboarden eine weitere Freestyle-Disziplin bei den Olympischen Spielen: Die Punktvergabe basiert auf der Vielfalt, der Art und Weise und der Schwierigkeit der gezeigten Tricks. Dabei geht es um Geschwindigkeit, Kraft und darum, wie nahtlos die Surfer:innen die Tricks miteinander verbinden. Doch auch die Wellengröße und -Kraft geht in die Bewertung mit ein.
Beim Surfen gibt es keinen festen Bewertungskatalog, denn jeder Wellenritt wird von 5 Wertungsrichter:innen subjektiv bewertet. Jede gesurfte Welle wird von jedem Wertungsrichter mit 1 bis 10 Punkten bewertet. Aus allen Wertungen wird schließlich ein Durchschnittswert berechnet. Die Surfer:innen können während des Wettbewerbs so viele Wellen nehmen und surfen, wie sie möchten. Dabei darf aber nur ein Surfer pro Welle surfen und die Prioritäts-Regeln müssen eingehalten werden. Am Ende einer Runde zählen jedoch nur die zwei besten Wellen für die Gesamtpunktzahl; jede:r Surfer:in kann also maximal 20 Punkte pro Runde erreichen.

Surfen bei Olympia – Gibt es überhaupt Profi-Surfer aus Deutschland?
Das Deutsche Surf-Nationalteam wird vom Deutschen Wellenreitverband betreut. Der Großteil der Surfer und Surferinnen des deutschen Teams lebt über den ganzen Globus verstreut, wird aber für die Internationalen Wettbewerbe von den Trainern des Wellenreitverbandes trainiert und entsprechend vorbereitet.
Für die Olympischen Spiele konnten sich die Surfer:innen des deutschen Shortboard-Nationalteams bei den ISA World Surfing Games im März 2024 qualifizieren.

Bei den Olympischen Spielen in Paris werden Camilla Kemp und Tim Elter für das Deutsche Team an den Start gehen. Camilla Kemp schrieb mit ihrer Qualifikation für den Olympischen Surfwettbewerb Geschichte und wird als erste deutsche Surferin Deutschland bei Olympia vertreten. Tim Elter wird Deutschland bei den Männerwettbewerben vertreten; 2020 schaffte es Leon Glatzer als einziger Deutscher zu den olympischen Surfwettbewerben nach Tokio.
Wir werden in diesem Jahr die Wettbewerbe bei Olympia jedenfalls aufmerksam verfolgen! Und wer weiß, vielleicht bringt Tim Elter ja sogar eine Olympische Medaille zurück nach Fuerteventura!
„Surfen bei Olympia – dabei sein ist alles!“