Finnen – und ich rede nicht von der Nationalität

Wie viele Finnen sind eigentlich genug unter einem Surfboard? Sicherlich hat sich der ein oder andere von euch diese Frage auch schon einmal gestellt. Bis Anfang des Jahrhunderts hatten Surfboards überhaupt keine Finnen, dann folgten Mitte des Jahrhunderts (1920 bis 1960) der Trend eine Finne unter dem Board zu haben, und mit kürzer werdenden Boards und aufgrund neuer Materialien und damit einhergehend neuen Shapes ging man dazu über 2 Finnen unter die Boards zu kleben.

1980 sorgte Simon Anderson bei einem Contest für eine große Beanspruchung der Lachmuskeln bei den übrigen Teilnehmern und Zuschauern, als er als erster mit 3 Finnen auftauchte. Ein Jahr später hatte er die Aussenfinnen so ausgerichtet, wie wir sie von modernen Boards her kennen. Innerhalb weniger Monate verbreitete sich dieses Modell, die sogenannte „Thruster“- Finnenanordnung wie ein Lauffeuer. Keine Veränderung des Surfboarddesigns brachte diesen durchschlagenden Erfolg.

Weiterhin wurde mit Finnen experimentiert, doch erst der sogenannte „Bonzer“ mit 5 Finnen fand etwas mehr Zuspruch als andere Modellvarianten. Er geriet jedoch Ende der 70er Jahre weitgehend in Vergessenheit. Im Zuge der Einsetzenden Retro-Welle Anfang der 90er kamen auch einige lang vergessene Vorzüge der alten Finnenanordnungen wieder zu Tage.

Seit etwa 2006 hat man die Twin-Fin mit dem Thruster erfolgreich gekreuzt und herausgekommen ist der Quad, vielleicht die Neuerung im Finnensektor, auf die man seit 25 Jahren gewartet hatte. Und weil viele Finnen nicht nur schön sind, sondern auch den Board- und Finnenherstellern eine neue Einnahmequelle bieten, bekommt nun auch langsam der tot geglaubte 5-Finner wieder sein Rivival.

Surfboards mit Null Finnen

Wie soll das denn gehen? Klingt zunächst komisch, – doch jeder Dropknee-boarder, jeder Skimboarder oder Alaia-fahrer hat keine Finnen, die ihn in der Spur halten. Er muss sich folglich anders behelfen. Wer über scharfe Rails verfügt, ist auch gar nicht so schlecht auf einem finnenlosen Board unterwegs. Einen gewissen Lerneffekt hat das ganze schon – das Board ist extrem loose und erleichtert beispielweise das Erlernen von Rotationen wie 360er. Spätestens seit Jamie O´Brian in seinen „Freak“-Videos finnenlos im Pipeline Shore-break sich eine Tube nach der anderen holt, kann man wenigsten mal über ultra-old-school nachdenken und sich auf scharfe Rails, Pintails und große Zehen als Ersatzfinnen konzentrieren. Aber auch David Rastovic zeigt eindrucksvoll, wie man ohne Finnen surfen kann:

Surfboard mit 1 Finne = Singlefin

In den letzten 20 Jahren war die Singlefin fast ausschließlich Longboards vorbehalten. Mit einer einzelnen Finne fallen die Turns konstruktionsbedingt weicher aus, da eine einzelne Finne beim Kurvenfahren eben mehr bremst. Langsamer und weicher bedeutet dann auch nicht so vertikal und radikal, wie es beim modernen Surfen ausfällt. Viele Longboarder surfen aus Prinzip nur mit einer Finne und verzichten ganz bewusst auf das Schlitzen und Hacken in der Welle. Die Singlefin bremst zwar beim Kurvenfahren mehr als ein Thruster, aber beim Geradeauslauf weniger.

Surfboard mit 2 Finnen = Twinwin

Ein Twinfin, ein Surfboard mit 2 Finnen hat teilweise einen entscheidenden Vorteil vor dem Thruster – sie bremsen beim Geradeausfahren entschieden weniger, sind also schneller. Im Botton-turn und beim Cut-back merkt man außerdem die „fehlende“ Finne nicht so stark. Beim Top-turn bekommt man nicht so einen starken Druck auf das Tail und es fühlt sich ein wenig seltsam an. Das Surfen fühlt sich also anders an, als mit einem Thruster, was den besonderen Reiz des Twinfin ausmacht.

Surfboard mit 3 Finnen = Thruster

Noch nicht so alt, dafür aber schon der Klassiker, der das moderne und vertikale Surfen stark geprägt hat. Beim Geradeausfahren bremsen die Seitenfinnen insgesamt mehr als bei ein oder zwei Finnen. Leitet man dagegen einen Turn ein, so spürt man die Überlegenheit des Thrusters. Die Seitenfinnen nehmen das „Einlenken in den Turn“ vorweg, lenkt man dann tatsächlich in die Kurve,zieht der Thruster den Surfer wie auf Schienen um die Ecke. Da es beim modernen Surfen auf die Trick- und Manövervielfalt und -quantität ankommt und wenig Zeit mit Geradeausfahren verbracht werden soll, ist für diesen Zweck einfach der Thruster noch immer die vielseitigste und alltagstauglichste Variante der modernen Surfboards.

Surfboard mit 4 Finnen = Quad

Der Quad ist gerade auf dem Vormarsch, seien es Kelly Slater oder Dane Reynolds, auf vielen großen Contests werden sie gesurft. Möglicherweise neben doppelten Finnenprofilen die Neuerung, die das Surfen ins nächste Jahrtausend katapultiert. Der Quad soll das Beste aus der Twinfin (schnelle Geradeausfahrt) mit dem Besten des Thrusters (Geschwindigkeit und gleichzeitige Kontrolle im Turn und an der Wellenlippe) kombinieren. Wo heutige Surfer an ihre und die Grenzen ihres Materials kommen könnte der Quad hier Abhilfe schaffen und die Power Turns und Aerials in noch unglaublichere Dimensionen katapultieren. Die meisten Top- Fahrer haben zumindest schon einen Quad in ihrem Equipment.

Surfboards mit 5 Finnen = Bonzer

In den 70ern wurde der „Bonzer“ mit 3 Finnen gebaut, später dann um zwei zusätzliche „Keels“ erweitert. Mit dem Wiederaufleben alter Finnenanordnungen wurde auch der Bonzer wieder reaktiviert. Die 5-Finnen soll das Beste des Thrusters mit dem Besten der Singlefin kombinieren, also weichere Turns mit viel Kontrolle und schnellere Geradeausfahrt mit leichterem
Kurveneinlenkverhalten. So sollen die vorderen Seitenfinnen den Wasserstrom auf die mittleren Seitenfinnen lenken und deren Profil besser anströmen, welches dann trotz geringerer Fläche eine größere Wirksamkeit entfaltet. Ein Hinweis an dieser Stelle, 5 Finnen kosten natürlich auch mehr als 3 … Zum Abschluss hier ein Vergleich von Thumb, Fish und Bonzer im Video mit Rob Machado …

 

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